Wie alles begann…
Ich BIN...
Ich bin hier, um dieses faszinierende Leben zu leben, zu wachsen, zu lernen. Zu lieben, zu heilen, zu trauern, zu lösen, zu erschaffen.
Ich bin voll. Ich bin leer. Ich bin viel und ich bin nichts. Frau. Tochter. Mutter. Partnerin, Freundin auf der Suche nach Bindung, (Selbst-)Akzeptanz, zu Hause da drinnen. Ich bin hochsensibel, empfindlich und empfindsam. Ich lebe seit fast 2 Jahrzehnten mit Depressionen, Angstzuständen. Ich habe lähmende, ausgeprägte Bindungsängste. In jeder herausfordernden Situation im Leben, mit den Gedanken "allen, der ganzen Welt würde es besser gehen, wenn es mich nicht geben würde...". Ich hatte eine unsagbar schwere Zeit, mich nehmen und mögen zu lernen. Vergangenheitsform, weil ich mich selbst ermutigen möchte: Ich bin auf dem Weg, ich kann, ich lerne, ich genüge, ich schaffe es, meine hartnäckigsten belastenden Muster zu lösen. Aber es wäre gelogen, wenn ich heute leichtfertig aussagen würde: Ich mag mich.
Ich BIN...
Ich wollte schon so oft nicht sein, verschwinden, mich in Luft auflösen. Ich wusste irgendwie nie, wo ich hingehöre, DASS ich hingehöre. Ich habe mich selbst durch die Jahre fordernd, anstrengend, seltsam, unberechenbar, anspruchsvoll, mühsam empfunden. Mich verurteilt, mich gehasst. Ich habe versucht das alles zu verstummen, zu verstecken. Zu überspielen. Ich war impulsiv, ich habe ein Tempo gelebt, das mich mit für 3 Menschenleben genügend Höhen und Tiefen beschert hat. Ich war rastlos, unruhig, unvollständig, leer, voll, verwirrt. Alles gleichzeitig. Ich habe geraucht, getrunken, habe mich falschen Bindungen hingegeben, oder eben gar nicht, habe mich durch viel oder gar kein Sex spüren versucht. Habe 15 Jahre lang mit jeder Form der Essstörungen zu regulieren versucht. Ich habe so ziemlich alles getan, um mich in eine "verbesserte, verträglichere Version" von mir zu schämen und hassen.
Aber ich bin. Es muss einen guten Grund dafür geben. Ich muss eine Aufgabe haben, ich darf sein. Ich habe in den letzten Monaten realisiert, wie bzw. dass ich mich mit viel Aufmerksamkeit, Liebe und Akzeptanz aus den Essstörungen befreit habe. Ich habe einen Weg gefunden, mich zumindest in diesem Bereich meiner Existenz nicht mehr kontrollieren, beengen, bestrafen zu wollen und die Erfahrungen, die ich seitdem machen darf: die freiere und liebevollere Art, manche Aspekte des Lebens zu genießen, einfach anzunehmen, auf mich und meinen Körper zu vertrauen - heilen mehr, als sie ursprünglich "hätten sollen". Alles ist im Fluss und alles in unserem Leben wirkt auf uns ein. Gelerntes können wir nicht mehr "entlernen", wir können uns nicht mehr auf die älteren Versionen unseres Selbst zurückstufen.
Ich BIN.
Da lebt eine Stimme in mir, die mir noch immer zu oft sagt: leichter wäre es, alles sein zu lassen und zu "verschwinden". Aber ich bin NICHT diese Stimme. Ich bin mehr. Ich bin eine Kämpferin. Ich bin hier und ich darf meine Existenz feiern, mich meinen Lernaufgaben stellen, Fehler machen, hinfallen, aufstehen, korrigieren, "besser" werden. Ich bin Schatten und ich bin Licht. Ich bin Schmerz und auch bin ich die Heilung für diesen Schmerz. Ich bin durch meine Vergangenheit, aber ich bin nicht meine Vergangenheit. Wie ich auch nicht die "Zukunft" bin, die Idealversion, die ich zwanghaft versucht habe zu erschaffen, und mich dadurch immer nur schlechter gefühlt habe, die Latte gefühlt nie gesprungen zu haben... Ich bin Jetzt. Ich stehe, wo ich stehe, offen, aufmerksam, lernwillig, zugewandt und ich möchte das Leben LEBEN, solange es mir erlaubt ist.
Ich BIN hier.
Es ist wohltuend still, komplett still. Ich sehe Bäume. Ich liebe Bäume. Ich liebe Grün. Und es schneit... Alles ist weiß, langsam, ruhig. Ich rieche Holz, ich höre meinen Atem. Ich bin gekommen, um Listen zu schreiben, Aufgaben zu machen, um mich auf meine heutigen Wahrheiten zu besinnen, meine Ressourcen, meine Belastungen zu erkennen. Ich habe begonnen, aber ich konnte der äußeren Struktur nicht lange folgen. Die Absichten waren wohl gemeint. Ich habe mich seit langem nach dieser Stille und dem Raum gesehnt, mich zu sortieren. Hinsehen zu können, wo ich geradestehe, was ich in mir spüre, was ich gerade brauche, woran ich innerlich arbeiten möchte.
Statt den "Aufgaben" zu folgen, sitze ich nun hier mit DER Aufgabe, die vom Herzen kommt, der ich mich seit langem hingeben möchte, den Anfang jedoch nicht gewagt habe. Ich schreibe. ICH SCHREIBE. Und rede und gebe und ich bin erfüllt mit Frieden, Dankbarkeit, Ruhe und ich fühle mich gerade ganz, heil und geliebt. Zu diesem Gefühl mögen wir alle immer wieder zurückfinden.